Stetten, Johann Christoph von (u.a.) – Hernach volgen inn disem wappenbuech, der verheuraten Herren von Stetten Geschlechts Stammen, so inn der Statt Augspurg, und anderer orten Hochzeit gehalten, und gehabt, auch waß für Herren Geschlechter und Geschlechternen zue Ihnen gehürat haben von A(nno): 1429 an. Augsburg und Frankfurt, um 1596-1716.

Blingeprägter Leder-Einband d. Zt., 4to [280 mm x 220 mm]. 82 Bll. (davon 65 Bll. beschrieben). Handschriftlicher Titel, 2 SS. Text. Mit 2 (1 ganzs.) Gouachen und 150 halbseitigen Wappenmalereien mit Helmzier und reich verzierten Helmdecken.

Prachtvolles Geschlechterbuch der Familie von Stetten, welche vom 16. bis 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten Augsburger und Frankfurter Patrizierfamilien zählte. Die Handschrift wurde erst kürzlich entdeckt und war der Forschung bislang unbekannt. Johann Christoph von Stetten (1560-1628) gab sie wohl anlässlich seiner Hochzeit mit Agatha Christophera Reiner (um 1574-1631) im Jahre 1596 in Auftrag. Sein handschriftliches Monogramm „H.C.V.S.“ befindet sich auf dem Titelblatt. Später führte es sein Sohn Hieronymus Peter von Stetten (1609-1686) weiter und fügte eine 2-seitige handschriftliche Beschreibung bei, in welcher er sich selbst nennt. Nach seinem Tode wurde das Familienbuch offenbar von seinem Sohn Johann Christoph von Stetten (1653-1724) und später von dessen Tochter Louise Marie von Stetten (1691-1738) weitergeführt.

Alle drei männlichen Auftraggeber der Handschrift waren bedeutende Persönlichkeiten in der Stadtgeschichte Frankfurt am Mains. Sowohl Johann Christoph (1560-1628) als auch sein Sohn Hieronymus Peter und dessen Sohn Johann Christoph (1653-1724) waren Ratsherren, Schöffen und jüngere Bürgermeister der Stadt Frankfurt. Hieronymus Peter war von 1666-1686 auch Stadtschultheiß, und  sein Sohn Johann Christoph im Jahre 1721 auch älterer Bürgermeister von Frankfurt.

Das Familienbuch verzeichnet 61 Mitglieder der Familie von Stetten und 87 Ehepartner. Auf den aufgeschlagenen Doppelseiten sind links die Wappen der Bräutigamme und rechts die der Ehefrauen gemalt. Darüber wurden ihre Namen sowie das Datum ihrer Hochzeit und manchmal auch der Ort, wo selbige stattgefunden hat, eingetragen. Unter jedem Familienmitglied derer von Stetten wurde diejenige Blattnummer der Handschrift eingetragen, auf welchem sich der Eintrag seines Vaters befindet. Die erste Doppelseite zeigt die Wappen von Hans von Stetten (um 1400-1470) und Veronica („Anna“) Erdwein (geb. um 1410) , deren Hochzeit laut Familienbuch im Jahre 1429 stattfand. Mit Hans kam die ursprünglich aus Frankfurt am Main stammende Patrizierfamilie nach Augsburg. Die Handschrift wurde von Johann Christoph von Stetten in Auftrag gegeben, als dieser vermutlich schon wieder zurück nach Frankfurt gezogen war, zumindest fand seine Hochzeit bereits in Frankfurt statt. Seine Nachkommen bildeten die (neue) Frankfurter Linie derer von Stetten, welche jedoch mit Louise Marie von Stetten erlosch. Ihr Wappen und das ihres Ehemannes Carl Ludwig Seiffart von Hohenstein (1692-1737) bilden die letzten Einträge im Familienbuch.

Für die Handschrift wurden zwei unterschiedliche Papiere verwendet. Die ersten 29 Bll. haben als Wasserzeichen einen Dreiberg im Wappenschild und darüber ein zweikonturiges Kreuz (Piccard Nr. 152737), diese stammen aus der Zeit um 1579. Die weiteren Blätter haben als Wasserzeichen eine Lilie mit darunter liegendem Wappenschild und Beizeichen (Piccard Nr. 128067) und stammen aus der Zeit um 1651. Die Wappenmalereien stammen von verschiedenen Wappenmalern. Der älteste und umfangreichste Teil von 1596 ist zugleich auch der künstlerisch wertvollste. Dieser enthält 62 Wappenmalereien von sehr hoher Qualität, die letzten Wappen aus diesem Zeitraum sind jene von Johann Christoph von Stetten und seiner Frau Agatha Christophera Reiner. Johann Christoph von Stetten (1560-1628) fügte zu den Wappen seiner Vorfahren und deren Ehepartner auch das Wappen seines Schwiegervaters Ludwig Christoph Reiner (?-1584) bei. Sein Sohn Hieronymus Peter ließ der Handschrift eine ganzseitige Gouache vom Epitaph seines Urgroßvaters Ulrich Ehinger (1485-1537) beifügen. Eine weitere halbseitige Gouache zeigt ein Reiterportrait von Hans von Stetten.

Die Handschrift enthält Wappenmalereien der folgenden Familien: Adam, Adelgeis, Baller (Peller?), Bansovius (Bansow), Baumgartner, Baur von Eysseneck, Bernhard, Bimmel, Bromm, Christel, Cramer, Dam, Degenhardt, Ebertz, Egger, Ehinger, Erdwein, Faust, Fichard, Fugger, Furtenbach, Garb, Gassner, Gering, Glauburg, Haintzel, Hammer, Hermann, Hoechstetter, Hörlin, Hohenstein, Honold, Hopfer, Huber, Humbracht, Jeckel, Klaus, Lauginger, Leuth (von Hachenburg), Mair, Meuting, Moserer, Österreicher, Oyer von Melem, Peller, Pernegger, Pfeffenhäuser, Rauscher, Rehlinger, Rehm, Reiner, Rembold, Rentz, Retzer, Schegk, Scheidlin, Schorer, Stalburg, Stammler, Steinberger, Stenglin, Straub, Strong, Sulzer, Thurm, Varnbühler, Walther, Weißhaupt, Welser, Wenng, Widholz und Winckler. — Bebilderte Geschlechterbücher von bedeutenden Patriziergeschlechtern tauchen sehr selten im Antiquariatshandel auf. Die meisten befinden sich heute in staatlichen Bibliotheken oder in den jeweiligen Familienarchiven. Von der Familie von Stetten sind zwei weitere Familienbücher (Ehrenbücher) bekannt. Das (Alte) Ehrenbuch derer von Stetten wurde von Christoph von Stetten in den Jahren 1548-1555 in Auftrag gegeben, und im Jahre 1766 erstellte Paul von Stetten ein zweites Ehrenbuch. Beide befinden sich heute auf Schloss Aystetten im Hausarchiv derer von Stetten.

Very rare illuminated armorial family book of the prominent German patrician family von Stetten. With 150 illuminated coat of arms paintings and 2 gouache paintings. 

Zustand: Einband unter Verwendung der alten Einbanddeckel restauriert, stellenweise leicht fleckig und gebräunt, einige der späteren Wappenmalereien mit kleineren Farbabplatzern – insgesamt sehr gut erhalten.

Literatur: Emmendörfer/Zäh – Bürgermacht & Bücherpracht. Augsburger Ehren- und Familienbücher der Renaissance. Luzern, 2011; Albert Haemmerle – Das Hausarchiv derer von Stetten. (Stetten-Jahrbuch Band 1). München, 1937; Albert Haemmerle – Derer von Stetten Geschlechterbuch MDXXXXVIII. (Stetten-Jahrbuch Band 2). München, 1950.

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