Müller, Johann Jacob (1743-nach 1802) – 595 aquarellierte Federzeichnungen von Schmetterlingen, deren Raupen und anderen Insekten auf 92 Blatt.

Hanau, ca. 1778-1780.

Zeitgenössische Mappe mit marmoriertem Papier überzogen und handschriftlichem Titelschild „Kupferstecher und Insectenmaler Müller in Hanau“.

Blatt-Maße je ca. 32 x 22 cm; die Aquarelle von ca. 0,5 x 1 cm bis 13 x 11 cm. – Mappe etwa berieben; Tafeln sehr gut erhalten.

Bei der vorliegenden Sammlung von Aquarellen handelt es sich wohl um das Hauptwerk des Hanauer Malers und Kupferstechers Johann Jacob Müller. Ein Großteil von ihnen sind Vorzeichnungen für die Tafeln in Johann Andreas Benignus Bergsträßer’s Werk: „Nomenclatur und Beschreibung der Insecten in der Grafschaft Hanau-Münzenberg.“ (Hanau, 1778-1780) sowie der Mehrzahl der Tafeln seiner „Icones papilionum diurnorum quotquot adhuc in Europa occurrunt descriptae“ (Hannover, 1779-1781). Bei letzterem stimmen sogar die jeweiligen Nummerierungen der einzelnen Exponate auf den Tafeln überein. Des weiteren enthält die Handschrift auch Zeichnungen zu J.L. Christ’s Hymenoptera (Frankfurt, 1791). Die Sammlung beinhaltet zudem Zeichnungen, die nicht bei Bergsträßer und Christ abgebildet und beschrieben sind. Bergsträßers „Nomenclatur“ ist eines der seltensten Werke über die Insekten der Wetterau, vollständige Exemplare sind nahezu unauffindbar. Seine „Icones“ sind ebenfalls äusserst selten. Auch die Hymenoptera von Christ, welches die erste Monographie zu dieser Insektengrupper überhaupt darstellt, ist heute äusserst selten. Vorliegende Handschrift beinhaltet die originalen Vorzeichnungen zu mindestens drei überaus seltenen antiquarischen Büchern über Insekten und Schmetterlinge und ist somit nicht nur von antiquarischem und künstlerischem Wert, sondern auch von hohem naturwissenschaftlichem Interesse. Müller war zu seiner Zeit bekannt für seine detailgetreuen und minutiös ausgeführten Darstellungen von Insekten. Die Ausführung der vorliegenden Zeichnungen ist durchweg auf höchstem künstlerischem Niveau. Alle Abbildungen sind, wie bei Bergsträßer, mit kleinen Nummern versehen. Der dazugehörige Text ist jedoch nicht mehr vorhanden. Bei den bereits bei Bergsträßer gedruckten Abbildungen stimmen jedoch die Anordnung und Nummerierung nicht mit den vorliegenden Tafeln überein. Oft sind zwar dieselben Spezies einer Tafel auch bei Bergsträßer auf einer Tafel wiedergegeben, aber in einer anderen Anordnung und mit anderer Nummerierung, meistens auch spiegelverkehrt. Die Mehrzahl der Tafeln sind zu 4 Blatt zusammengeheftet (mit je 2-3 Aquarell-Tafeln). Offenbar wurden einige dieser Lagen auseinandergeschnitten und einzelne Tafeln der Sammlung entnommen, da 22 Tafeln als lose Einzelblätter beiliegen. Die Sammlung beinhaltet insgesamt 494 Zeichnungen von Schmetterlingen und deren Raupen sowie 101 Zeichnungen von anderen Insekten wie Wespen, Bienen, Hummeln und Käfer.

Johann Jakob Müller war Maler und Kupferstecher in Hanau. Er wurde 1743 geboren und erlernte zunächst bei seinem Vater das Kupferschmiedehandwerk. Später schuf er geographische Karten und Ansichten von Hanau und der Wetterau. Sein Hauptinteresse galt jedoch dem Studium der Natur. So veröffentlichte er mehrere Abhandlungen über Botanik und Pflanzenkunde wie z.B. „Anweisung zu dem einträglichen Anbau der Erdmandel.“ Frankfurt, 1800. (2. Umgearb. Auflage das. 1802) und „Von dem Anbau und Nutzen der syrischen Asklepie, Schwalbenwurz, oder Seidenpflanze Asclepias Syriaca, Linn.“ Frankfurt, 1802. Er schuf die Mehrzahl der Kupfertafeln in Bergsträßers „Nomenclatur und Beschreibung der Insecten in der Grafschaft Hanau-Münzenberg wie auch der Wetterau und der angränzenden Nachbarschaft dies- und jenseits des Mains“. Im Jahre 1781 kündigten Bergsträßer und Müller in den Gothaischen Gelehrten Zeitungen (49. Stück) ein Werk mit dem Titel „Ergänzungen des Roeselschen Insectenwercks“ an, welche in jährlich 2-3 Heften mit je 6 Tafeln erscheinen sollten. Bergsträßer sollte für den Text und Müller für die Tafeln verantwortlich sein. Von dem Werk erschien aber nur die erste Lieferung mit 6 Tafeln.

Naturwissenschaftliche Vorlagenzeichnungen des 18. Jahrhunderts sind sehr selten. Bei den vorliegenden Zeichnungen dürfte es sich zudem um eine in sich geschlossene Sammlung über die Insekten der Wetterau handeln, deren Wert dadurch auch von großem wissenschaftlichem Intersse ist. – Ein Museumsstück.

Literatur: Johann Georg Meusel – Teutsches Künstlerlexikon. Lemgo, 1809. Bd. 2; S. 73/74; Thieme-Becker Bd. 25, S. 237; G.B. Schmiedlein – Vollständiger Lehrbegriff der Entomologie. Band 1. Leipzig, 1795. S. 28; Johann Andreas Benignus Bergsträßer – Nomenclatur und Beschreibung der Insecten in der Grafschaft Hanau-Münzenberg. Hanau, 1778-1780; Johann Ludwig Christ –Naturgeschichte, Klassification und Nomenclatur der Insekten vom Bienen-, Wespen- und Ameisengeschlecht. Als der fünften Klasse fünfte Ordnung des Linneischen Natursystems von den Insekten : Hymenoptera ; mit häutigen Flügeln. Frankfurt, Hermann, 1791; Johann Andreas Benignus Bergsträsser – Icones papilionum diurnorum quotquot adhuc in Europa occurrunt descriptae. 3 Teile. Hannover, 1779-1781.

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Collection of 595 watercolor drawings of butterflies and other insects of the Wetterau area in Germany.

Contemporary portfolio covered with marbled paper and handwritten title plate „Kupferstecher und Insektenmaler Müller aus Hanau“.

Sheet dimensions approx. 32 x 22 cm each; the watercolors from approx. 0.5 x 1 cm to 13 x 11 cm. – folder slightly rubbed; Very well preserved plates and drawings.

The present collection of watercolors is probably the main work of the Hanau painter and engraver Johann Jacob Müller. The majority of them are sketches for the plates in Johann Andreas Benignus Bergsträßer’s work: „Nomenclatur und Beschreibung der Insecten in der Grafschaft Hanau-Münzenberg wie auch der Wetterau und der angränzenden Nachbarschaft dies- und jenseits des Mains“ (Hanau, 1778-1780) and for the plates in his „Icones papilionum diurnorum quotquot adhuc in Europa occurrunt descriptae“ (Hannover, 1779-1781).) The manuscript also contains drawings of J.L. Christ’s Hymenoptera (Frankfurt, 1791). The collection also contains drawings that are not shown and described in Bergsträßer or Christ. Bergsträßer’s books are one of the rarest works on the insects of the Wetterau, complete copies are almost impossible to find. And also Christ’s Hymenoptera, which is the first monograph on this group of insects, is extremely rare and very sought-after today. This collection is therefore not only of antiquarian and artistic value, but also of great scientific interest. Müller was known at the time for his detailed and meticulously executed depictions of insects. The execution of the present drawings is consistently of the highest artistic level. As with Bergsträßer, all illustrations are provided with small numbers. However, the associated text is no longer available. In the pictures already printed by Bergsträßer, however, the arrangement and numbering do not match the existing plates. Often the same species of a panel are also shown on a panel in Bergsträßer, but in a different arrangement and with different numbering, usually also mirror-inverted. The majority of the panels are stapled to 4 sheets (each with 2-3 watercolor panels). Apparently some of these layers were cut apart and individual plates were taken from the collection, since 22 plates are enclosed as loose single sheets. The collection contains a total of 494 drawings of butterflies and their caterpillars and 101 drawings of other insects such as wasps, bees, bumblebees and beetles.

Johann Jakob Müller was a painter and engraver in Hanau. He was born in 1743 and initially learned the coppersmith’s craft from his father. He later created geographical maps and views of Hanau and the Wetterau. His main interest was the study of nature. So he published several treatises on botany and plant science such as „Anweisung zu dem einträglichen Anbau der Erdmandel.“ (Instruction on the profitable cultivation of the peanut.) Frankfurt, 1800. (2nd revised edition. 1802) and „Von dem Anbau und Nutzen der syrischen Asklepie, Schwalbenwurz, oder Seidenpflanze Asclepias Syriaca, Linn.“ Frankfurt, 1802. Müller created the majority of the copper plates in Bergsträßer’s book on the insects of the Wetterau. In 1781, Bergsträßer and Müller announced a work in the Gothaische Gelehrten Zeitung (49th edition) with the title „Ergänzungen des Roeselschen Insectenwercks“ (Complements of the Roesel’s book of insects) which should appear in 2-3 booklets with 6 plates each year. Bergsträßer should be responsible for the text and Müller for the engravings. However, only the first delivery of 6 plates was published. —
Scientific master drawings from the 18th century are very rare. The present drawings should also be a self-contained collection about the insects of the Wetterau, the value of which is therefore of great scientific interest. – A museum piece.

45.000,- €